Gliederung:
-Gesundheitliche Folgen
-Herz-Kreislauf-Erkrankungen
-Schlafstörungen
-Beeinträchtigung des Wohlbefindens
-Psychische Belastungen
-Lärmschutzmaßnahmen
Gesundheitliche Folgen
Lärm und Schall wirken nicht nur auf den Gehörsinn, sondern beeinflussen über das Zentralnervensystem den gesamten Organismus. Bei häufigen Überschreitungen des Schwellenwertes von 99 dB (A) ist mit krankhaften Veränderungen zu rechnen.
Langandauernde Lärmbelastungen wie solche durch Straßenverkehr können auch unterhalb der Schwelle für Gehörschäden gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Durch die auf Lärm folgende Stressreaktion werden im menschlichen Körper Hormone ausgeschüttet, die komplexe und vielfältige Wirkungen auf den Organismus haben.
Fast die Hälfte der Bevölkerung ist durch den Straßenverkehr mit Pegeln, bei denen Beeinträchtigungen des Wohlbefindens zu erwarten sind (über 55 dB (A) tags) belastet. Nachts ist ca. die Hälfte der Bevölkerung 45 dB (A) ausgesetzt, was das nächtliche Einschlafen erschwert. Doch auch während des Schlafes verursacht Lärm Stressreaktionen. Die Ohren schlafen nie.
Herz- Kreislauf- Erkrankungen
So beeinflussen die durch Stressreaktion ausgelösten Hormone das Herz- Kreislauf- System, den Stoffwechsel und die Blutfette. Als Folge kommt es zum Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten.
In einer schwedischen Studie des Karolinska Institutes wurde beobachtet, dass Bewohner aus Gebieten mit starker Lärmbelastung durch Straßenverkehr ein um 40 Prozent erhöhtes Herzinfarktrisiko haben. Dies wurde bei 1.500 Herzinfarkt-Patienten entdeckt, welche in der verkehrsreichen Umgebung Stockholms leben. Zweidrittel der untersuchten Herzinfarktpatienten waren täglich mehr als 55 Dezibel ausgesetzt. Die Forscher identifizierten den hohen Straßenlärmwert als Risikofaktor für Herzinfarkt. Auch viele andere Studien weisen auf den Einfluss des Lärms auf Herz und Gefäße hin. „Bei der Planung neuer Straßen sollte das berücksichtigt werden“, so der Studienleiter Göran Peshagen (Fachwissenschaftliche Zeitschrift „Epidemiology“).Die Auswertung einer weiteren umweltmedizinischen Studie über die Auswirkungen von Lärm als Risikofaktor für Herz und Kreislauf (NaRoMi Studie) besagt:Je stärker die Lärmbelästigung, desto höher das Herzinfarktrisiko.
Die Lärmbelastung der geplanten B87n wird im Mittelwert von 29 Ortschafts-Schätzwerten laut Amt für Straßen- und Verkehrswesen auf 59,8 dB (A) im Tagespegel und auf 52,4 im Nachtpegel geschätzt.
Schlafstörungen
Bereits geringe Lärmeinwirkungen von ca. 35 dB (A) können zu einer ungesunden Unterbrechung des Schlafes oder zu einer Veränderung der Schlaftiefe führen. Zustände chronischer Ermüdung folgen. Eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit aufgrund des geschwächten Immunsystems ist oftmals das Resultat von Schlafmangel und unfestem Schlaf.
Zwei der Trassengegner, die bei der Veranstaltung des Amtes für Straßen- und Verkehrswesen in Tann im Mai 2007 demonstrierten
Beeinträchtigungen des Wohlbefindens
Lärmwirkungen umfassen Beeinträchtigungen von Entspannung und Erholung, Nervosität, Leistungsminderung, Konzentrationsstörungen und Magen- Darm- Beschwerden.
Psychische Belastungen
Es ist davon auszugehen, dass Lärmbelastungen Rückwirkungen auf die psychosomatische Gesundheit haben.
Viele Anwohner hochlärmbelasteter Gebiete meinen, sie würden „allmählich verrückt" und klagen teilweise über Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen, Mattigkeit und andere Beschwerden als Auswirkungen.
Lärmschutzmaßnahmen
Für den Lärmschutz gelten besondere Richt- und Grenzwerte. So beträgt der Grenzwert für Verkehrslärm in einem Wohngebiet tagsüber 59 dB (A). Die Nachtgrenzwerte sind um zehn Dezibel niedriger als die für die Tagzeit. Zum Vergleich: Mit 50 dB (A) wird die Lautstärke einer normalen Unterhaltung angegeben, ab 85 db (A) muss am Arbeitsplatz Gehörschutz getragen werden.
Werden die Grenzwerte überschritten, muss durch Schutzmaßnahmen (z. B. Schallschutzwände, Fahrverbote) eingegriffen werden. Erfahrungsgemäß stellen Behörden sich jedoch oft taub, wenn sie mit Beschwerden konfrontiert werden.
Die Nachtlärm-Richtlinie der Weltgesundheitsorganisation WHO nennt Belastungen von mehr als 55 dB "in wachsendem Maße gefährlich für die öffentliche Gesundheit" - und empfiehlt, die Belastung in der Nacht nicht über 40 dB steigen zu lassen. Die Planungen zur B87n orientieren sich natürlich noch an den alten Empfehlungen.
Im Falle der geplanten Trasse wurde einigen wenigen extrem betroffenen Anliegern bereits individueller Lärmschutz in Aussicht gestellt, doch die Mehrheit der betroffenen Menschen müsste mit zwar knapp unter den Grenzwerten liegendem, aber dennoch gesundheitsschädigendem Lärm leben. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Straße bewusst in der Art geplant wurde, dass (gerade so) keine Verpflichtung zu teuren Lärmschutzmaßnahmen besteht. Die Versprechungen einzelner Bürgermeister, Lärmschutzmaßnahmen einzufordern, können als utopisch eingeschätzt werden, da das Bundesverkehrsministerium ganz sicher entlang der B 87 n keine Ausnahmen von den gesetzlichen Richtwerten machen wird. Auf diese Weise würde ein Präzedenzfall geschaffen, der eine Klageflut anderer Betroffener nach sich ziehen könnte.
Besonders bedenklich zum Thema Lärmschutz wirkt die Tatsache, dass Wendershausen Süd und Lahrbach Nord in der Trassenkartierung als Gewerbegebiete ausgewiesen sind, obwohl es sich um Wohngebiete mit jeweils zwei, bzw. drei Betrieben handelt. Der Grund liegt auf der Hand: In einem Gewerbegebiet liegen die Grenzen für Lärmschutz höher. Dies zeigt deutlich, dass für die Planer die Finanzen im Vordergrund stehen und nicht der Schutz der Menschen.